Für viele Ämter und Einrichtungen ist die Bereitstellung von Informationen in Leichter Sprache verpflichtend. Aber was ist Leichte Sprache und worin unterscheidet sie sich von der Einfachen Sprache?

Wir sollten Texte stets so schreiben, dass unsere Lesenden sie verstehen können. Um Einfache oder Leichte Sprache gekonnt einzusetzen, werden wir uns in diesem Beitrag ansehen, wer von diesen Sprachen profitiert.

Dieser Beitrag zur Unterscheidung von Leichter und Einfacher Sprache beantwortet Ihnen folgende Fragen:

Forderung nach verständlicher Sprache

Die Leichte Sprache hat ihre Ursprünge in den USA. 1944 schrieb der texanische Kongressabgeordnete Maury Maverick seinen Kollegen:

„Stay off the gobbledygook language. It only fouls people up. For Lord’s sake, be short
and say what you are talking about… Anyone using the words ‘activation’ and
‘implementation’ will be shot!“

Er forderte sie auf, auf die unverständliche Kauderwelschsprache zu verzichten. Stattdessen sollten sie sich kurz fassen und direkt sagen, worüber sie sprechen möchten (Quelle: 
https://catalog.archives.gov/id/7788338).

Am 23. März 1978 erhielt die Forderung nach verständlicher Sprache eine große Unterstützung durch den damaligen Präsidenten Carter. Er erließ die Verordnung 12044, die für Schreibstil fordert:
“federal regulations clearer, less burdensome, and more cost effective”. 
Seine Verordnung wies alle Behörden an, sämtliche Schreiben so einfach und klar wie möglich zu formulieren: “as simple and clear as possible, written in plain English, and understandable to those who must comply with [them]”
(Quelle: J. Carter, „Improving government regulations: Statement on Executive Order 12044, March 23, 1978,“ Public papers of the Presidents of the United States, Book I, pp. Washington, DC: US Government Printing Office, 563–564).
Die Ursprünge der Leichten Sprache liegen also in dem Bemühen, sich verständlich für alle Bürger auszudrücken. 

 

1974 fand in Oregon, USA eine Tagung von Menschen mit Behinderung statt. Sie wünschten sich, zuerst als Mensch wahrgenommen und nicht auf ihre Behinderungen reduziert zu werden. Die Bewegung People First war geboren. 2001 gründete sich der Verein Netzwerk People First Deutschland, der mittlerweile mehrere Regionalgruppen beinhaltet. Durch People First vertreten Menschen mit Behinderung sich selbst. Sie haben eine eigene Stimme und möchte für sich selbst einstehen. Sie machen sich dafür stark, dass Menschen mit Beeinträchtigung von Anfang an im Sinne der Inklusion mitgedacht werden. 

Man sieht aus diesen Anfängen, dass es vor allen Dingen um die Forderung nach verständlicher Sprache geht.
Grob gesagt verstehen wir unter Einfacher Sprache eine verständliche Sprache für jeden Menschen.
Leichte Sprache richtet sich insbesondere an Menschen mit Beeinträchtigungen, für die zusätzliche Hilfen auch im Layout des Textes berücksichtigt werden.

 

An wen richtet sich die Leichte Sprache?

Leichte Sprache richtet sich insbesondere an Menschen mit Beeinträchtigungen. Diese Beeinträchtigungen können geistige Behinderungen sein. Es können aber auch Sehbeeinträchtigungen sein, die durch mangelnden Farbkontrast oder zu geringe Schriftgröße verursacht werden. Menschen, die auf Leichte Sprache angewiesen sind, fällt das Lesen schwer. Das kann die Tätigkeit des Lesens selbst sein, also die Fähigkeit, aus Buchstaben ein Wort und aus den Wörtern einen Satz zu bilden. Es kann auch das Verständnis des Textes sein, wenn dieser wenig bekannte Wörter enthält.
In der Leichten Sprache sind die Sätze daher kurz. Auch die Wörter sind eher kurz. Es werden möglichst bekannte Wörter verwendet. Für die Leichte Sprache gibt es empfohlene Regeln, die die Texte leicht machen sollen. Ein einheitliches Regelwerk gibt es nicht. Es steht daher die Überlegung im Raum, ob es eine Normierung der Leichten Sprache geben soll (Stand Dezember 2023).

Je nach Schule für Leichte Sprache gibt es leicht unterschiedliche Regeln, was einen leichtverständlichen Text ausmacht.
Mehr zu den unterschiedlichen Regeln lesen Sie in diesem Blockbeitrag „Regeln der Leichten Sprache„.

 

Wen möchte die Einfache Sprache erreichen?

Die Einfache Sprache richtet sich an Menschen aus der gesellschaftlichen Mitte. Ähnlich wie Carter 1978 möchte die Einfache Sprache ihre Botschaft klar und ohne Kauderwelsch vermitteln.
Die Einfache Sprache möchte Menschen erreichen, die 

– noch nicht so gut die deutsche Sprache beherrschen
– über einen geringen Bildungsstand verfügen
– Lese- und Schreibschwierigkeiten haben, ohne im Verständnis eingeschränkt zu sein

Darum sollte der Text bei Übersetzungen in Einfache Sprache nicht gekürzt werden. Der Inhalt bleibt identisch. Er wird aber beispielsweise durch gebräuchlichere Wörter oder Verteilung des Inhalts auf mehrere Sätze vereinfacht.
Grundsätzlich möchte die Einfache Sprache weniger übersetzen. Sie möchte Texte von Beginn an so gut verständlich machen, dass möglichst alle Menschen den Inhalt verstehen. 

Wie Texte einfach werden, lesen Sie in diesem Blogbeitrag:
„7 erste Regeln für einfache Texte“

Welche Sprache braucht Ihr Text?

Bevor Sie einen Text schreiben, sollten Sie sich überlegen, wen Sie mit Ihrem Text erreichen wollen. Die Zielgruppe Ihres Textes ist entscheidend für die Art, wie Sie Ihren Text schreiben werden.

Texte in Leichter Sprache sind meistens länger als der Originaltext. Dies liegt zum einen an der größeren Schrift. Bei Übersetzungen in Leichter Sprache handelt es sich nicht um eine 1:1 Übersetzung. Der Text muss eventuell um Zusatzwissen ergänzt werden. Dadurch wird der Text länger. Sie müssen sich also überlegen: „Was weiß meine Zielgruppe? Welche Begriffe müssen erklärt werden?“
Wenn Sie beispielsweise ein Ausstellungsstück in einem Museum um einen Leichte-Sprache-Text ergänzen wollen, müssen Sie überlegen, ob der entsprechende Platz dafür vorhanden ist. Oder ist es sinnvoller den Text als Audioformat anzubieten?

Sie sehen also, dass Sie vor dem eigentlichen Schreiben viele Überlegungen anstellen müssen. Manchmal ist es hilfreich, wenn Abläufe durch eine Bebilderung dargestellt werden.
Bei all diesen Überlegungen helfen wir Ihnen gerne. Wir sind der Überzeugung, dass ein guter Text im Gespräch miteinander entsteht. Die Zielgruppe und die Anforderungen werden klarer. Auch bei der Bebilderung können wir Sie unterstützen. Zudem kann eine Prüfgruppe Ihren Text auf Verständlichkeit lesen. So können Sie noch sicherer sein, dass Sie gut verstanden werden!

Autorin: Katrin Nägele

Katrin Nägele ist Übersetzerin für Einfache und Leichte Sprache. Zusammen mit ihrem Team setzt sie sich für gut verständliche Texte am Bodensee ein.