Sie möchten einen Ablauf möglichst einfach erklären, aber wissen nicht wie? Oft sind wir so stark in unserer Fachsprache verwurzelt, dass wir von unserer Zielgruppe nicht verstanden werden. 
Wir möchten Sie in diesem Blogbeitrag mit 7 Regeln vertraut machen, durch die Ihre Texte einfacher und dadurch verständlicher werden.

 


Dieser Beitrag zur Unterscheidung von Leichter und Einfacher Sprache beantwortet Ihnen folgende Fragen:

Was macht einen guten Text aus?

 Ein guter Text zeichnet sich durch folgende 4 Punkte aus:

Das heißt, ein guter Text passt zur Zielgruppe. Er verwendet eine Sprache, die von der Zielgruppe gut verstanden werden kann. Trotzdem darf er auch unbekannte Wörter enthalten. Diese müssen dann erklärt werden. Je nach Zielgruppe kann die Erklärung im Text selbst erfolgen oder durch einen Infokasten oder eine separate Bebilderung.

Jeder gute Text führt die Lesenden von einer Überlegung zur nächsten. Er schafft zunächst Grundlagen, um dann Neues einzuführen. Der Aufbau ist so gut durchdacht und sprachlich verständlich, dass die Lesenden gut folgen können.

Ein präziser Text schweift nicht ab und nutzt keine schwammigen oder blumigen Wörter. Ergänzungen sind notwendig und bieten ein tieferes Verständnis.

Und egal um welche Textsorte es sich handelt: ein guter Text bietet den Lesenden einen Reiz. Dies kann ein reizvoller Gedanke sein oder auch die Neugier, welches Ende die Geschichte nehmen wird. Ein Reiz kann auch ein Aufruf zur Handlung sein. Unter Handlungen verstehen wir z. B. ein Rezept auszuprobieren, seine Lebensweise zu ändern oder auch eine E-Mail zu schreiben.

7 Regeln für einfache Texte

 

Denken Sie beim Schreiben daran, dass Ihre Lesenden nur begrenzt Zeit und Lese-Energie für Ihren Text haben. Ein Satz ist vollständig, wenn Sie kein Wort mehr streichen können.

2 Beispiele für Textvereinfachungen

1. Beispiel: Ein Auszug aus einem Artikel zu einem Brand in einer Schreinerei

Nach derzeitigem Stand erlitt ein 55-jähriger Bewohner eine leichte Rauchgasvergiftung und wurde durch den Rettungsdienst, der mit neun Fahrzeugen und 13 Einsatzkräften vor Ort war, in eine Klinik gebracht. Auf der Rückseite des Gebäudes fraßen sie sich vom Keller bis ins Dachgebälk nach oben. „Zunächst wurde das Feuer auch von innen angegriffen, aber das wurde dann zu gefährlich, sodass man den Innenangriff abbrechen musste“, berichtet Bürgermeister Steve Mall. „Der Dachstuhl droht zudem unter den Flammen nachzugeben und einzustürzen.“ Wie die Polizei mitteilt, wurde noch in der Nacht ein Abrissbagger hinzugezogen. Die Feuerwehr, die mit 15 Fahrzeugen und 60 Einsatzkräften vor Ort war, brachte den Brand unter Kontrolle, die Löschmaßnahmen gestalteten sich jedoch schwierig, weshalb noch in der Nacht ein Bagger für Abrissmaßnahmen hinzugezogen werden musste.

(Quelle: https://www.schwaebische.de/regional/sigmaringen/albstadt/pol-rt-brand-einer-schreinerei-in-albstadt-laufen-2177963, abgerufen am 09.01.2024)

 

 Welche Probleme weist der Text auf?

– Verknüpfung des verletzten Bewohners mit der Anzahl der Rettungskräfte

– unklares Personalpronomen (fraßen sie sich …). Hier scheint der Text gekürzt worden zu sein. Vermutlich arbeitete sich die Feuerwehr durch das Haus.

– lange verschachtelte Sätze

– unnötige Wiederholung von Sätzen

 

 

 Vereinfachter Text:

Ein 55 Jahre alter Bewohner bekam eine leichte Rauchgasvergiftung. Er wurde vom Rettungsdienst in eine Klinik gebracht. Weitere Verletzungen von Personen sind bisher nicht bekannt.
Insgesamt war der Rettungsdienst mit 9 Fahrzeugen und 13 Einsatzkräften vor Ort.
Die Feuerwehr begann die Brandbekämpfung im Keller des Hauses. Sie arbeitete sich bis in den Dachstuhl hoch. Hier musste die Feuerwehr ihre Arbeit abbrechen. Der Dachstuhl drohte unter den Flammen nachzugeben und einzustürzen. Das teilte Bürgermeister Steve Mall mit.

Die Feuerwehr war mit 60 Personen und 15 Fahrzeugen vor Ort. Sie brachte den Brand unter Kontrolle. Für den brennenden Dachstuhl brauchte die Feuerwehr einen Abrissbagger. Dieser wurde noch in der Nacht eingesetzt.

 

Bitte beachten Sie, dass dies kein Text in Leichter Sprache ist. Leichte Sprache nutzt keine Personalpronomen. Leichte Sprache nutzt für Ereignisse in der Vergangenheit das Perfekt. Lange Wörter können in der Leichten Sprache durch den Mediopunkt leichter zu lesen sein. Brandbekämpfung wird dann wie folgt dargestellt: Brand·bekämpfung.

 

 

2. Beispiel: Auszug aus einem Beitrag zur emotionalen Intelligenz

Bessere Entscheidungen treffen
Wer seine Emotionen richtig einschätzt, ist sich auch besser im Klaren darüber, ob Gefühle mit der aktuellen Situation zusammenhängen oder möglicherweise andere Gründe haben. So lassen wir uns nicht von unseren Emotionen bestimmen, sondern können Entscheidungen bewusster treffen.

Die Kontrolle bewahren
Die eigenen Gefühle regulieren zu können hilft uns dabei, weder von übermäßiger Begeisterung noch von Trauer oder Wut übermannt zu werden. Wir können positive Gefühle nutzen, um andere zu inspirieren, und gleichzeitig lernen, die Quellen negativer Emotionen zu bewältigen.

(Quelle: https://www.sbk.org/magazin/emotionale-intelligenz/ abgerufen am 09.01.2024)

 

Was macht den Text einfacher?

– kürzerer Sätze

– bekanntere Wörter

Einfacher heißt aber immer auch, seine Zielgruppe zu kennen. Welches Vorwissen hat die Zielgruppe? Beschäftigen sich die Lesenden gerade mit dem Thema emotionale Intelligenz? Dann muss das Wort Emotion nicht durch das bekanntere Wort Gefühl ersetzt werden. Menschen mit Migrationshintergrund empfinden vielleicht das Wort Emotion durch die Bekanntheit im Englischen einfacher als das Wort Gefühl.
Ein guter, einfacher Text entsteht also nicht per Knopfdruck, sondern durch Verbundenheit mit der Zielgruppe. 

 

Vereinfachter Text 2:

Bessere Entscheidungen treffen
Es ist gut, wenn wir unsere Gefühle zu kennen. Dann wissen wir, warum sie da sind. Haben wir das Gefühl, weil gerade etwas gesagt oder getan wurde? Oder hat unser Gefühl einen anderen Grund? Es ist wichtig, den Grund für unser Gefühl zu kennen. Dann können wir bessere Entscheidungen treffen.

Die Kontrolle behalten
Es hilft uns, wenn wir über unsere Gefühle bestimmen können. Dann können uns große Gefühle nicht schaden. Große Gefühle können zu viel Begeisterung, Trauer oder Wut sein. Gute Gefühle können wir nutzen. Wir können anderen ein Vorbild sein. Dabei lernen auch wir, was wir bei schlechten Gefühlen machen können.

 

Auch künstliche Intelligenz (KI) kann uns helfen, Texte einfacher zu schreiben. Wir können KI als Schreibpartner nutzen oder sie auch bitten, Texte in verständlicher Sprache zu verfassen.

Unser Blogbeitrag „Einfache Sprache per Knopfdruck“ geht näher auf dieses Thema ein.

Autorin: Katrin Nägele

Katrin Nägele ist Übersetzerin für Einfache und Leichte Sprache. Zusammen mit ihrem Team setzt sie sich für gut verständliche Texte am Bodensee ein.