Die Satzkammer für häufige Stolpersteine in der Sprache
Kennst du den Satz "Wer Fehler findet, darf sie behalten?" Ich will sie alle! Und ich passe gut auf sie auf, versprochen. Bei mir haben Fehler einen besonderen Platz in meiner Satzkammer. Hier mache ich es ihnen gemütlich und rücke sie ins richtige Licht. Nur wenn du Fehler machst, kannst du aus ihnen lernen und das macht sie so besonders wertvoll. Darum stelle ich dir hier einige häufige Schreibfehler vor und wie du sie vermeiden kannst.
Hier finden Fehler ein gutes Zuhause
Auch deine Sätze, die es nicht in die endgültige Fassung geschafft haben, finden bei mir ein Zuhause. Wenn ich deinen Text bearbeite, bekommst du von mir eine separate Datei (das Wohnzimmer), in der ich alle deine rausgekürzten Texte auf ein kuscheliges Sofa umgesetzt habe. So sind sie immer noch da und nicht verloren.
Du möchtest dich mit deinem Text zu mir auf die Bank setzen?
Diese Fehler tummeln sich bereits in der Satzkammer
Wann schreibst du die Anrede in einem Schriftverkehr groß oder klein?
Ist dir das auch schon so gegangen? Du hast einen Brief geschrieben und wusstest nicht, ob du die Anrede jetzt groß oder klein schreiben sollst? Dann lüften wir das Geheimnis jetzt!
Wenn du eine Nachricht an deine Freundin oder an deine Familie schreibst, dann darfst du die Anrede „du/ihr“ klein schreiben. Anders sieht es bei formellen Schreiben aus, bei dem du mit dem Empfänger nicht befreundet bist. Du schreibst zum Beispiel einen Elternbrief oder an eine Behörde. Dann solltest du „Sie“ groß schreiben. Zum Beispiel: „Ich schreibe Ihnen heute, um Sie daran zu erinnern, dass Ihr Zahnarzttermin schon übermorgen ist.“ Um es ganz einfach und ohne Fachsprache auszudrücken: alle Wörter, die zu der fremden Person (Ihnen/Sie) und ihrem „Besitz“ (Ihr Termin) gehören, werden groß geschrieben. Pass auf, dass du nicht durcheinander kommst, sonst erhältst du so schöne Post wie ich:
„Ihre Tochter wird während des Praktikums viele Aufgaben übernehmen. Wir werden Ihre Tochter bei ihrem Berufspraktikum besuchen und uns über Sie unterhalten.“
Erklärung:
– „Ihre Tochter wird…“ – Am Satzanfang sowieso immer groß, das war dir klar.
– „Wir werden Ihre Tochter…“ – Der Lehrer und ich sind nicht befreundet, daher muss das besitzanzeigende Fürwort „Ihre“ groß geschrieben werden.
– „…Tochter bei ihrem Praktikum…“ – Hier schreibt man „ihrem“ klein, da über das Praktikum der Tochter gesprochen wird und nicht um mein Praktikum als Empfänger des Briefes.
– „… und uns über Sie unterhalten.“ – Autsch! Hier muss „sie“ klein geschrieben werden, denn es steht für „die Aufgaben“ aus dem Satz davor. Schreibt der Lehrer es an dieser Stelle groß, besucht er während des Praktikums meine Tochter um sich mit ihr über mich zu unterhalten! Ich hoffe, es gibt in diesem Fall nur Lob und keine Beschwerden!
Hast du das gleiche oder dasselbe Hemd an wie ich?
Ist das nicht verwirrend? Haben wir jetzt das gleiche oder dasselbe Hemd an? Zunächst einmal möchte ich uns beide zu unserem guten Geschmack beglückwünschen! Und dann hoffe ich, dass wir das gleiche Hemd haben. In diesem Fall besitzen wir beide jeweils ein Hemd und die beiden Hemden sind identisch.
Haben wir beide dasselbe Hemd an, haben wir uns gemeinsam in ein Hemd gequetscht. Das ist sicher auch eine interessante Erfahrung und wenn ich schon mit jemanden in einem Hemd stecke, dann natürlich am liebsten mit dir!
Weitere Fehler sind herzlich willkommen!